Demokratische Gesellschaften im 21. Jahrhundert stehen vor signifikanten Herausforderungen, die sich aus einer zunehmenden Globalisierung und Diversität auch in den Bereichen des schulischen Unterrichts und der Bildung ergeben. Dabei sind Themen des sozialen Zusammenhalts sowie die Aufgabe von Lehrerinnen und Lehrern zentral, Kinder und Jugendliche in ihrer Entwicklung bestmöglich zu unterstützen, so dass sie zu mündigen, gesellschaftlich engagierten Bürgerinnen und Bürgern heranwachsen.
Die in Europa noch junge historisch-kritische Erforschung des Bildungsdenkens im Islam stellt sich dieser Herausforderung und greift mit ihren Forschungsergebnissen direkt und konkret in aktuelle, z. T. kontrovers geführte gesellschaftliche Debatten ein. Diese öffentlichen Diskurse betreffen u.a. die Dichotomie zwischen Tradition und Moderne, Konservatismus und Liberalismus sowie Religion und Säkularismus als wichtige Identitätsmarker und Referenzpunkte im Leben der Menschen.
Diese Fortbildung gewährt Einblicke in die langen und von großer Vielfalt geprägten Entwicklungen des Bildungsdenkens im klassischen Islam (8.-15. Jahrhundert). Zum einen vermittelt die Veranstaltung einen historischen Überblick über Grundsätze und Gedankenmodelle muslimischer Gelehrter zu den Zielen, Inhalten, ethischen Regeln, Techniken und Methoden des Lernens und Lehrens im klassischen Islam. Zum anderen wird anhand der Aussagen einzelner Denker aufgezeigt, dass zahlreiche der im islamischen Kontext entwickelten Bildungskonzeptionen ‚humanistische‘ Ansätze aufweisen und durchaus ‚universale‘ Aussagekraft besitzen.
Die Möglichkeit, Grundgedanken und Spezifika klassischer islamischer Bildungskonzeptionen in den schulischen Alltag einfließen zu lassen, ist geeignet, den Unterricht kulturell vielfältiger und inklusiver zu gestalten und Jugendlichen effektiv dabei zu unterstützen, interkulturelle Problematiken zu verstehen und zu lösen.